Den Grasfrosch von Bad Hermannsborn schützen

02. August 2022

Wer schon einmal nach einer warmen, regnerischen Nacht im Frühjahr morgens durch Bad Hermannsborn spaziert ist, der weiß: In Bad Hermannsborn wandern alljährlich mehrere Tausend Amphibien, insbesondere Frösche und Kröten. Sie suchen sich ihren Weg von ihren Winterquartieren im Wald zu den Laichgewässern, die im Park der gleichnamigen Rehaklinik liegen. Bis weit in den April hinein dauert dieses Naturschauspiel an – später verlassen die zahllosen Jungtiere die Gewässer wieder. Bad Hermannsborn eignet sich besonders gut als Lebensraum für diese Tiere, weil dort nur wenige Straßen sind. Unter den vielen wandernden Fröschen, befindet sich ein besonders schützenswertes Exemplar: der Grasfrosch.

„Der Grasfrosch ist in seinen Beständen überall dramatisch im Rückgang begriffen“, berichtet Frank Grawe, wissenschaftlicher Leiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter. „Diesen Rückgang beobachten wir auch im Kreis Höxter: War der Grasfrosch vor einigen Jahren noch regelmäßig in den Fangboxen der von uns betreuten Amphibienschutzanlagen vertreten, kommt er inzwischen fast überall nur noch mit einigen wenigen Exemplaren oder gar nicht mehr vor.“

In Bad Hermannsborn ist dies anders: Es dürfte sich nach Schätzungen um eine geringe dreistellige Zahl an Grasfröschen handeln, die jährlich dort aktiv ist. „Der Bestand in Bad Hermannsborn ist mit einiger Sicherheit der individuenreichste im Kreis Höxter“, berichtet Frank Grawe. Die Rahmenbedingungen in Bad Hermannsborn seien für den Grasfrosch sehr gut: rund um die Park-Klinik befänden sich Wälder, die ideale Winterquartiere seien. Der Grasfrosch wandere von dort aus seit Jahrzehnten in die im Park angelegten Laichgewässer. Mit Ausnahme der Zufahrt zum Küchenbereich der Klinik, die recht problematisch sei, müssten die Tiere dabei, anders als bei den meisten sonstigen Vorkommen im Kreis, keine vielbefahrenen Straßen überwinden. Der jährlich im Frühjahr aufgestellte, mobile Krötenzaun entlang der Küchenzufahrt der Park-Klinik, wird nicht nur von Mitarbeitern der Landschaftsstation betreut, sondern seit Jahren von mehreren engagierten Bad Hermannsborner Bürgern unterstützt.

Aktuelle Maßnahmen zum Artenschutz
Die Landschaftsstation betreut den Bestand seit etwa 20 Jahren. Der Park gehört der Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff (UGOS) und wird auch von ihr gepflegt. Im März dieses Jahres haben Heinz-Josef Bickmann, Leiter Gräfliche Parks und Gärten, und sein Team einen Graben, in dem seit Jahren zahlreiche Grasfrosch-Laichballen erfasst werden konnten, verbreitert und vertieft, um die Laichbedingungen für die Art zu verbessern und zu gewährleisten, dass der Graben in heißen und trockenen Frühjahren nicht austrocknet. Ganz aktuell ist der Bau einer stationären Anlage zum Schutz der Frösche und Kröten geplant, die zu 100 Prozent vom Kreis Höxter finanziert wird und von der Stadt Bad Driburg sowie von der UGOS gewartet werden soll.

„Diesbezügliche Gespräche sind bislang sehr positiv verlaufen, Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff hat den entsprechenden Vertrag mit dem Kreis bereits unterzeichnet“, berichtet Frank Grawe. Auch die Klimaschutzmanagerin der Stadt Bad Driburg, Carola Mikus, setzt sich für den Artenschutz in der Kurstadt ein: „Naturschutz ist kein Luxusthema! Wir tun dies nicht nur für die Tiere, sondern auch für uns selbst, denn ohne eine intakte Natur kann der Mensch nicht leben.“



Bildunterzeile: In Bad Hermannsborn gibt es ihn noch in großer Zahl: den seltenen Grasfrosch. Foto: Frank Grawe.


Grasfrosch